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Eichenwald steht oben am Rande der Kluft, dem Schloßberge auf der Westseite gegenüber. Gegen Osten und Süden reicht die Aussicht mehrere Meilen weit; man überblickt einige Höfe und viele Bauerwohnungen. Am angenehmsten aber ist hier der Anblick des Mühlenthales, das sich gegen Osten an die Kluft, die den Schloßberg umringt, anschließt. Ein Gewitter ist auf diesem Berge ein erhabenes Schauspiel, wann sich über den dunklen Eichenwald die schwarzen Wolken aufrollen, durch das Eichenlaub Blitze flammen, und in der Kluft der Donner in sich selbst wiederholendem Wiederhall allmählig und groß vertönt. Jeden Frühling, wann schon der Schnee von den Bergen schmolz und jeder kleine Bach zum Strome angewachsen war, habe ich hier gefeyert. In der Tiefe lag der Schnee in einzelnen Räumen, wie herabgefallene Wolken, indeß strömten allenthalben zwischen den an der Kluft emporstarrenden Bäumen, kleine Quellen hervor und eilten zum brausenden Gießbach. Lerchen schwebten durch die heitre Luft und im Untergange der Sonne,

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/32&oldid=- (Version vom 12.12.2020)