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genannt werden. In diesen Gegenden war dieser Gigal einer der Ersten, die die Taufe annahmen, und er erhielt den Taufnamen Andreas, wie auch sowohl das Dorf, in welchem er selbst lebte, als auch ein paar andere, ohnweit demselben, zum Eigenthum. – Doch dieser König hatte (welche rohe Zeiten müssen damals gewesen seyn!) keinen Begriff von eigentlicher Herrschaft, die andere für sich erwerben und arbeiten läßt, sondern ließ jedem seiner Dorfunterthanen sein uneingeschränktes Eigenthum, war und blieb nur ihr Heerführer und der Bewahrer ihrer Rechte, und jezt da diese nicht die Natur, sondern Pergament verbürgte, ihrer Dokumente und Privilegien[1]. Doch so ganz unentgeldlich wollten die Ritter nicht den Kurischen Wannem, und sein Volk in dem Besitze ihres Eigenthums gelassen haben, sondern brauchten sie, so lange der Orden bestand, im Kriege gegen den Feind, und im

  1. Das vornehmste Gesinde, wo die Dokumente dieser Freybauern aufbewahrt werden, heißt noch Kikal-Gesinde.
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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/316&oldid=- (Version vom 12.12.2020)