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stürzender Strom; und so bauten sie gern ihre Häuser und Festen an solchen Orten, wo sie die Natur mit sich selbst in Übereinstimmung fanden – an schroffen Höhen, neben reißenden Strömen, da, wo sich das Erhabene mit dem Schauerlichen begegnete — wo Felsen über Abgründe emporstrebten, wie der Muth über die Gefahr. Hier, im Anblick der tobenden Rummel, des am Felsenufer der Windau aufgethürmten Schlosses, noch in seinen Ruinen, wie ein ausgebrannter Vulkan, drohend, drang sich jene Bemerkung meiner Seele auf. Die Alten sahen gewiß bey Anlegung ihrer Festen nicht so sehr auf Sicherheit allein, als auf Erhabenheit der Aussicht und auf eine Größe, die sie in sich selbst fühlten; wie gleichgestimmte Instrumente die Akkorde einander nachhallen, so harmoniren das Menschenherz und die Natur. Der Heldenmuth lockt das Echo der Stimme in starker Brust aus schroffen Felsen und Höhen. Liebe und Schwermuth ruft ihre Laute in sanften Schatten auf liebliche Rasenplätze am murmelnden Bache aus; der Gram sucht die finstern Dunkel tiefer Wälder,

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/279&oldid=- (Version vom 12.12.2020)