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stach das Thier eine Bremse, und es warf den Reiter in einen Graben. Dieß Bild paßt freilich nicht in diesem Falle, aber doch mag es ihm in andern nicht an Beziehung fehlen. — In der Kirche zu Saßmacken fand ich eine Menge Fahnen, welche das Andenken eines Herrn von Wigand, vor vielleicht schon hundert Jahren, Besitzers der saßmackschen Güter, erhalten sollen. Dieser, ein schöner, junger, gebildeter Mann, war an seinem Hochzeitstage gestorben; der Gram tötete die Braut, die ihm vier Tage darauf in die Ewigkeit folgte. Um das Gemälde dieses Herrn von Wigend sind mehrere allegorische, seine Geschichte deutende Bilder; eines, wo auf einem Felsen im Meere der Pfeil des Todes einen Jüngling trift, er sinkt und breitet seine Arme zu der noch auf dem Felsen stehenden Geliebten, die im Begriff ist, sich ihm nachzustürzen. Ein anderes ist mehr im Geschmack der alten — und wenn man will, auch der neuesten — Zeit; ein Mann schlummert, und aus seinem Magen ist ein starker Baum hervorgewachsen, der, statt der Früchte, ein paar Liebende

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/257&oldid=- (Version vom 14.2.2021)