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befindet sich nämlich ein geräumiger, hoher Saal, mit bis zum Erdgeschoß herabreichenden Fenstern, der den Winter hindurch mit Röhren erwärmt wird, und dessen Bestimmung ist, wenn Eis und Schnee die Fluren decken, im Hause selbst einen kleinen niedlichen Garten, voll blühender Orangen- und anderer hier seltener Bäume und Gewächse zu bewähren. In einer Geißblatt-Laube, unter lieblichen Düften, kann man sich dort, trotz dem stürmischen Nord, in jenes Land versetzen, wo die Orange blüht. Sinniger Kunst gelingen solche Zauber, und diesen schönen Platz, wo sich im Innern Wärme und frische Blüthen bewahren, wenn draußen in Stürmen und Frost die Erde starrt — würde ich mit der Ausbildung des Geistes und des Gefühls vergleichen, die, wenn Stürme des Elends sie umringen, in denen das äußere Leben erstarrt, in’s Innere sich verbirgt, und dort zu unverwelklichen Blüthen flieht. Ich darf es hier nicht übergehen, daß diese wahrlich prächtige Hoflage mit allen Nebengebäuden und Gartenanlagen, ohne Beschwerde der Erbbauern der beträchtlichen Güter

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/249&oldid=- (Version vom 14.2.2021)