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Veranstaltung zur Rettung durch Böte gemacht werden konnte, die ganze Schiffsbesatzung glücklich ans Ufer gebracht. Sobald nämlich das Schiff gestrandet war, ließ ein auf demselben sich befindender junger Kosaken-Officier, Namens Millerov, das Verdeck aufhauen, und die Pferde heraufbringen. Er bestieg sodann eines davon, stürzte in die Fluth und schwamm glücklich ans Ufer. Seine sämmtliche Mannschaft mit ihren Pferden folgte ihm. Von letztern ertrank nur eins, mehrere wurden beschädigt. Ebenderselbe Kosaken-Officier zeigte so wenig Bestürzung, daß er den Oberamtmann Waegner einige Meilen am Strande zu Pferde begleitete, um zu forschen, ob unter den ausgespült-werdenden Leichen nicht einige seiner Brüder wären, die sich auf andern Schiffen befanden. In diesem schrecklichen Augenblicke noch Entschlossenheit zu einer solchen gewagten Lebensrettung zu behalten, und ein herzliches Gefühl der Bruderliebe in der durch Schrecken, Kälte und Nässe beengten Brust zu bewahren, ist gewiß der Bemerkung und hoher Verehrung werth. Den

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/238&oldid=- (Version vom 14.2.2021)