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völlig hergestellt, um sich auf einem andern Schiffe einen Dienst zu verschaffen. Ist es möglich einen längern Todeskampf zu kämpfen, und doch gerettet zu werden? Zum Andenken dieser merkwürdigen Lebensrettung sind der Stiefel und das Stückchen Pfeifenrohr des unglücklichen Gergrén, in Domesnees im Vorhause des Baakinspektors aufgehängt.

Wo ein Mensch litt, wo ihn Unglück, Elend oder Tod in einer merkwürdigen Gestalt traf, da findet man oft Denkzeichen, die der Unglückliche selbst, oder seine Freunde, wenn er unterlag, errichteten. Das Glück und die Freude, mögen sie auch noch so auffallend erscheinen, erhalten selten ein Denkmal. Es werden mehr Todtenkränze, als Kränze der Freuden gewunden. Sollte die Ursache hiervon nicht seyn, daß auf dem Lebenswege öfterer das Glück und die Freude, als das Elend und das Unglück erscheinen, und diese dadurch mehr bemerkt werden? oder spricht hier das Herz auch die spätere Zeit um Mitgefühl an, und ist ein Denkzeichen des Unglücks etwa ein offener Wechsel

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/232&oldid=- (Version vom 14.2.2021)