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Gergrén hatte ein Pfeifenrohr in seiner Tasche gefunden, und dieses, bis auf ein kleines Stück, verzehrt. Der Durst quälte ihn vorzüglich, und mit einem Stiefel, den er an ein Strumpfband knüpfte, schöpfte er Seewasser, das er trank. Den einen Stiefel rissen die Wellen fort, nur der andere blieb ihm. Er wollte sich, da ein Boot am achten oder neunten Tage vorbeysegelte, ohne ihn zu bemerken, als er schon seine Rettung für gewiß gehalten hatte, in die Fluthen stürzen, um seine Todespein zu verkürzen, aber er war zu schwach, die starken Taue, mit denen er sich an den Mast gebunden hatte, zu lösen. Endlich sahe er ein Boot auf sich zueilen, und noch hatte er, wie er erzählte, Besonnenheit genug zu dem festen Entschlusse, sich nicht zu sehr der Freude zu überlassen, damit ihn diese nicht tödten möchte. Als das Boot ihn erreichte, und man ihn von dem Maste losgemacht hatte, sank er ohnmächtig hin. Der sorgfältigsten Pflege, die ihm anfangs nur tropfenweise stärkende Nahrung gab, gelang seine Rettung. In einigen Wochen reiste Gergrén nach Riga,

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/231&oldid=- (Version vom 14.2.2021)