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zerbrochener Anker, der hier im Sande lag, vollendete das Bild sprechend und wahr.

Illi robur et aes triplex
Circa pectus erat, qui fragilem truci
Commisit pelago ratem
Primus.

Die Bewohner des Dorfes Kolken, neben dem Hause des Baakinspektors, dem Strande näher zu, sind größtentheils Fischer, aber keine Letten, sondern Überreste des alten Liven-Stammes. Sie sprechen eine ganz eigene, von der lettischen völlig verschiedene Sprache, obgleich die Erwachsenen alle auch Lettisch verstehen. Sie selbst nennen ihre Sprache die Libische. Ihre Sitten und Kleidung stimmen mit denen der Letten in dieser Gegend überein, auch warten sie den Gottesdienst in lettischer Sprache ab, heirathen jedoch nur unter sich, und pflanzen ihre Sprache sorgfältig auf ihre Nachkommen fort. Man behauptet, daß sie abergläubischer als die Letten wären. Noch giebt es hier am Strande im dondangenschen und popenschen Gebiete acht Dörfer, wo sich diese Liven finden. Sie bewohnen in

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/223&oldid=- (Version vom 14.2.2021)