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Birkhüner und Haselhüner aufzutreiben, die, durch das Geräusch der Vorbeyfahrenden erschreckt, tiefer nach den Waldungen hinfliegen. Dann und wann erblickt man wohl auch ein flüchtiges Reh durch die Heyde ziehen. Hier ist keine Wohnung sichtbar; nur in der Ferne ertönen die Schläge der Holzaxt; diese und einige wenige Wiesenplätze deuten darauf hin, daß auch hier zuweilen ländliche Beschäftigungen die schauerliche Einförmigkeit des Waldes unterbrechen. Ehemals soll es in der Gegend viele Bären gegeben haben, doch jezt werden sie mit jedem Jahre seltener.

Wenn man, wie ich einst die Erfahrung machte, in einem heftigen Sturme diesen dunkeln Wald durchfährt, die hohen Gipfel alter Fichten sich brausend neigen, und nur ein, bald lautes, bald dumpferes Getöse, wie das Brechen tobender Wellen, durch den einsamen Forst rauscht, dann hat freylich auch dieser, wie das weite, vom Sturm bewegte Meer, etwas sehr Erhabenes. Auch hier ruft die ewige Ruhe in der ewigen Bewegung ein schauderndes Gelühl hervor,

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/189&oldid=- (Version vom 14.2.2021)