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den Eingang. Eines Tages aber lärmt und tobt sein treuer Freund, unser Bauer, an der Verzäunung, und erzählt seinem Herrn, der sich an das verschlossene Thor begiebt, wie seine Angehörigen alle gestorben wären und auch ihn wohl die Reihe bald treffen werde, der Herr möge daher einen seiner Söhne, den er namentlich nannte, zu ihm herausschicken, damit er diesem sein vieles Geld, das er jezt vergraben hätte, anzeigen und übergeben könne. Mit Thränen der Rührung erkannte der Herr die Anhänglichkeit des Letten, doch er hielt das Leben seines Kindes höher als Gold, und verstattete ihm den Ausgang nicht. Traurig ging der edle Bauer davon, und man fand ihn, als die Pest aufhörte, nicht mehr lebend. Der Schatz liegt also hier noch irgendwo tief in der Erde. Ach! auch jener bessere — das edle Herz des Bauern — dessen Liebe und Treue für einen guten Herrn selbst die nahe Angst des Todes nicht lähmen konnte.


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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/186&oldid=- (Version vom 14.2.2021)