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bey dem piltenschen Dorfe Pankuschen, das ehemals Pankhorsten hieß.

Unweit Pilten bey einem der Fürstin von Sacken gehörigen Bauerhofe, der den lettischen Namen Elke führt (was im Deutschen Götze bedeutet), stand zur Zeit der heidnischen Bewohner Kurlands ein heiliger Hain. Man findet hier einen breiten starken Eichenstamm, an dessen Ästen noch vor wenigen Jahren der Aberglaube der hiesigen Landleute Handschuhe und Strumpfbänder aufzuhängen pflegte. Die spätere Zeit hat, im Nachgefühl der Heiligkeit des Orts, ihn noch bis jezt zum Begräbnißplatze gewählt. Wenn die kurzstämmige Dryas dieses alten Eichbaumes alle hier aufgehangenen Strumpfbänder gebraucht hat, um ihre Knie damit zu umwinden, so glich sie dann den hiesigen Bauermädchen, die, bey einem kurzen schwarzen Rocke, ihre Füße, bis ans Knie, mit allerley farbigen Ringen von gestrickter Wolle zu schmücken pflegen, und so, den Trommeltauben gleich, mit rauhen Füßen einherschreiten. Um die Schulter tragen sie hier, wie in der Gegend von Windau, sehr

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/182&oldid=- (Version vom 14.2.2021)