Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/174

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hält mehr als zwey deutsche Meilen im Umfange, bringt aber, außer Holz und Morastheu, den Einwohnern wenig Nutzen. Die Zahl der Einwohner beläuft sich nur auf 535, männlichen und weiblichen Geschlechts; darunter befinden sich 51 männliche und 48 weibliche der Stadt gehörige Erbunterthanen. Aber weder diese geringe Volkszahl, noch die auffallende Wohlfeilheit des Orts vermag es zu hindern, daß nicht die mehresten Bürger arm und verschuldet sind: was zum Theil wohl auch dadurch verursacht wird, weil nur wenige Güter in der Nähe liegen, die sich der Handwerker aus der Stadt bedienen, und in der Stadt selbst nur ein höchst unbedeutender Handel mit Landesprodukten getrieben wird, indem man diese in dem 4 Meilen von hier entfernten Hafen Windau zu bessern Preisen absetzen kann. Ein andrer, eben so wichtiger Grund der Armuth der Einwohner war die ehemals unter ihnen, gleich einer Seuche, eingerissene Prozeßsucht — ein bekanntes und ansteckendes Übel. Unter dem kleinen Häufchen waren jährlich 30 und mehrere Rechtsstreite anhängig;

Empfohlene Zitierweise:
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/174&oldid=- (Version vom 14.2.2021)