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aus dem jenseitigen Kruge anlangten, ihre Nationallieder sangen. Die Melodie hat das Verdienst, noch viel einfacher zu seyn, als der schweizerische Kuhreigen, mit dem sie in dem letzten, lange ausgehaltenen Takte, einige Ähnlichkeit hat. Während eine Diskantstimme die einfache Melodie dieser selbst- und oft sogar aus dem Stegereif gedichteten Lieder führt, mehrere Stimmen aber in der tieferen Terz sie begleiten, übernimmt eine andere oder auch ein Paar den Baß, in der Manier einer Sackpfeife, und brummt unisono fort, bis das Lied in einem langgehaltenen Akkorde der höhern und tiefern Stimmmen endigt. Zwar läßt sich die Ähnlichkeit mit einem fernen Wolfsgeheul, die man in diesen Nationalgesängen der kurländischen Bauermädchen findet, nicht ganz ableugnen, indessen gestehe ich doch, daß ich sie in der Ferne sehr gern höre; denn diese rohen Laute ländlicher Freuden erinnern mich immer an irgend eine liebliche Landschaft, die ich hier und da gefunden habe, oder an die Tage meiner Kindheit, wo mir, beym Aufenthalte auf dem Lande, jene Lieder so oft

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/167&oldid=- (Version vom 14.2.2021)