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die silberne Trompete und hing an deren Stelle seine eigene von Messing hin; er machte es auf diese Weise, wie mancher verbessernde Rezensent, und knüpfte sein Andenken an ein fremdes edleres und gehaltvolleres. Vor mehr als 100 Jahren war's in Kurland noch Sitte, daß bey Beerdigungen wohlhabender und vornehmer Personen verschiedene Fahnen, mehrentheils durch geharnischte Ritter dem Leichenzuge vorgetragen wurden. Hinter der Trauerfahne, auf die das Bild des Verstorbenen gemahlt war, folgten die Freudenfahnen mit allegorischen Bildern der Thaten des Verstorbenen ausgeschmückt, so, als hätten die guten Handlungen desselben ein frohes Gefolge bis an das Grab gebildet. Nach der Beerdigung wurden die Fahnen in den Kirchen aufbewahrt. Auch hier hängen einige dergleichen, die bey der Beysetzung des Ureltervaters des jetzigen Besitzers von Edwahlen gebraucht worden. Diese alte Sitte ist schön, und ich bedaure, daß sie abgekommen ist, schon wegen des schönen Bildes das sie darstellt; gute edle Handlungen

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/162&oldid=- (Version vom 14.2.2021)