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die er gleichfalls zur Religionsänderung überredet, wurde noch erwartet. Da stürzt auf einmal die wüthende Mutter in die Kirche, drängt sich durch das versammelte Volk bis zum Altar, ergreift die angezündeten Kerzen, und wirft sie zur Erde, mit den fürchterlichsten Flüchen, daß so wie diese Kerzen, ihr Stamm verlöschen möge, ihre Kinder arm, elend und verlassen sterben, und selbst als Leichen unverweslich ein Schrecken der Nachwelt seyn sollen! Nach diesen ausgesprochenen Flüchen entflieht die Mutter aus der Kirche, verschwindet ganz, und läßt nur die Vermuthung übrig, eine Selbstmörderin geworden zu seyn. — Fürchterlich aber geht ihr Fluch in Erfüllung. Die Braut des Grafen stirbt, er selbst überläßt sich verzweifelnd dem Trunke, verschwendet seine Güter und stirbt unverheirathet von seinen eigenen Leuten verlassen und gemißhandelt, so arm, daß die Kosten seiner Beerdigung nur mit Mühe herbeygeschaft werden konnten. Die Schwester, als sie zur Kirche gehen wollen, hatte die wüthende Mutter von der hohen Treppe herabgestürzt,

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/148&oldid=- (Version vom 14.2.2021)