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eine ungewöhnlich große gerade Linde steht, die einen Kreis von mehr als 40 Schritten im Durchmesser, mit weit vorgestreckten Zweigen umschattet. Ein Gitterzaun, der den Baum umgiebt, verschließt den Schatten jedem Ungeweihten, bis dahin, wo die äußersten Zweige, großmüthig über das Gitter vorragend, den Schatten über die Umzäunung verbreiten. Wie durch ein Glaubenssymbol sind hier die Dunkel der Natur umzäunt und jedem Profanen verschlossen, der sich begnügen muß, unter den über die Schranken vordringenden Zweigen des Baumes, der, wie das Ideal aller Religion, mit weiten Armen die Erde umfaßt, Ruhe und friedlichen Schatten zu finden und hin und wieder durch die grünen Blätter, eben so richtig als auf geschriebenen, den Strahl der glühenden Sonne, das irdische Auge der Gottheit, zu erkennen, die allen Nationen scheint, das alle Völker sieht. In der Mitte der Schanze selbst stand unter einigen kleinen Tannenbäumchen ein Zelt, das an die Zeit erinnerte, wo, wie jezt Friede, ehemals Krieg diese Gegenden umzog, und hatte

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Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/144&oldid=- (Version vom 14.2.2021)