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Lebensstellung in engere Verbindung trat und damit die durch das Ineinandergreifen landrechtlicher und lehnrechtlicher Momente bedingte Folge der Heerschilde sich ausbilden konnte. Was hier bestimmend für die durch Mannschaft nicht zu niedernde Genossenschaft war, mag anfangs vielfach schwankend gewesen sein; je mehr aber diese Verbindungen sich häuften, um so bestimmter musste auf Grundlage der thatsächlichen Einzelverbindungen sich ergeben, welche Verbindungen man für diese oder jene Personenklasse ohne Schmälerung ihres sonstigen Ansehens für statthaft erachtete, es musste sich eine Anschauung ergeben, welche der Klasse an und für sich eine bestimmte Stellung zu der Folge der Verbindungen zuwies.[1]

Bei Scheidung solcher Klassen können zunächst die Geburtsstände der Edlen, Freien und Unfreien in Betracht kommen. Die letztern stehen dem ganzen Verhältniss anfangs fern, da es sich um eine freiwillig eingegangene und lösbare Verbindung handelte. Wo wir aber, wie in Sachsen, einen scharfgeschiedenen Geburtsadel finden, da dürfte schon in frühester Zeit der Gemeinfreie keinen Anstand genommen haben, Mann eines Edelherren zu werden.

Zu weitergreifender Gliederung boten die Geburtsstände keinen Anlass. Aber das Reichsamt des Grafen liess diesen vor den andern Edeln hervortreten, konnte diese bestimmen, Mannen von Grafen zu werden. Als dann das Herzogthum sich wieder geltend zu machen wusste, musste die Anschauung, dass ein Graf des Herzogs Mann sein könne, sich um so leichter festsetzen, als ja zeitweise der Einfluss des Königthums auf einzelne Lande ganz aufhörte und dann der Herzog die Spitze des ganzen Vasallitätsverbandes bildete.

Kamen alle diese Momente gleichzeitig zur Geltung, so ergaben sich daraus bereits vier Stufen unter dem Könige. Und unter den ludolfinischen Herzogen mag das der Zustand Sachsens gewesen sein. Aber mit der Erhebung des Herzogshauses auf

den Thron fiel nun eine dieser Stufen aus; durch das neue

  1. Vgl. oben S. 201.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)