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Anschauung bestimmter hervortritt, so stimmt das mit früheren Ergebnissen, wonach eben damals die Ausnahmestellung der Reichskirchen sich schärfer ausbildete.

Hier noch weiter zu gehen, anzunehmen, das Sträuben der Ministerialen gegen Vergabung an lehnsunfähige Kirchen weise auf eine schon damals anerkannte Lehnsfähigkeit der Dienstmannen hin, welche sie dadurch zu verlieren fürchteten, möchte sich doch kaum rechtfertigen lassen, da die Erscheinung sich aus dem Dienstverhältnisse allein genügend erklären lässt. Aber es handelt sich doch auch wieder um eine Anschauung, welche mit den Heerschildsverhältnissen vielfach zusammenhängt, auf schärfere Abgränzung, bevorzugtere Stellung und engeren Zusammenhang des Standes der Ministerialen mit der Reichsheerpflicht hinweist, und so doch wesentlich mitgewirkt haben mag, die Ministerialen als lehnsfähig erscheinen zu lassen. War es vorzugsweise nur die Unfreiheit, welche den Ministerialen vom Vasallen schied, wurde dieser Unterschied auch durch die Erlangung der Lehnsfähigkeit nicht beseitigt; während in allem andern die Stellung beider Stände schon früher aufs engste verwandt war, so wird es um so schwerer bleiben, genauer zu bestimmen, seit wann im Ministerialen beide Stellungen vereint seien konnten; die Lehnsfähigkeit der Ministerialen mag sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts vorbereitet haben, während die erhaltenen Zeugnisse doch wohl höchstens gestatten dürften, sie um die Mitte desselben als erreicht zu betrachten.

XVI.

Der sechste Heerschild des Sachsenspiegels wird lediglich nach einem lehnrechtlichen Momente bestimmt; es gehören ihm diejenigen an, welche Mannen von Personen des fünften Schildes sind. Da es sich nur um Lehnsfähige, also Ritterbürtige handeln kann, so sind wir auch hier aus den früher angeführten Gründen auf die schöffenbar Freien und die Ministerialen hingewiesen.

Dass schöffenbar Freie auch im sechsten Heerschilde stehen konnten, wird für spätere Zeiten durch die Glosse ausdrücklich

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Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)