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dass, wie ich an anderm Orte zu zeigen denke, hier den geistlichen Fürsten schon früh eine weit selbstständigere staatsrechtliche Stellung zukam, als in Baiern und Schwaben. Nach Sachsen insbesondere gehört das früheste mir bekannt gewordene Zeugniss für ein unzweifelhaftes Mannenverhältniss eines der mächtigsten Laienfürsten zu einem Bischofe; wir lesen im Leben Bischofs Meinwerk von Paderborn zum J. 1011: Bernhardus pius dux Saxonicus, filius Herimanni ducis, obiit et filius eius Bernhardus favente sibi Meinwerco episcopo amicisque suis ducatum obtinuit et homo episcopi factus iuge obsequium in omni fidelitate sibi exhibuit.[1] Ziemlich eben so hoch dürfte die Lehnsverbindung des Herzogs mit Minden hinaufreichen, da es um 1070 vom Herzoge Magnus und dem Bischofe heisst: fide data dextras invicem acceperunt, ea quidem conditione, ut ipse dux fidelissimus tutor et defensor sit Mindensis ecclesiae; er erhält dagegen die Zehnten, quas avus suus dux B. felicis memoriae habuit super curtes suas ex predicti Mindensis episcopi concessione, soweit dieselben nicht sein Oheim in beneficium erhalten hatte.[2]

Am genauesten unterrichtet sind wir darüber, wie das Erzstift Bremen zu seinen grossen Vasallen kam, und ersehen daraus, dass vielfach der Ehrgeiz und die Eitelkeit der geistlichen Herren, welche sich darin gefielen, die mächtigsten Nachbarn zu Mannen zu haben, nicht weniger als die Habsucht der Laienfürsten zur Ausbreitung eines den frühern Anschauungen widersprechenden und weder den Kirchen noch dem Reiche frommenden Verhältnisses beitrug; es mag sich schon darauf beziehen, wenn K. Heinrich 1024 in einer Urkunde für Fulda gegen diejenigen eifert, qui oblaciones fidelium recipiunt et ea, que deo debentur et ad dei servicium traduntur, rursus ad secularem pompam et superbiam exercendam concedunt.[3] Vom Erzbischofe Adalbert von Bremen nun heisst es: Praeterea cum omnes, qui erant in Saxonia sive in aliis regionibus clari et magnifici viri, adoptaret

  1. Mon. Germ. 13, 114.
  2. Cod. dipl. Westf. 1, 120.
  3. Dronke Cod. dipl. Fuld. 350.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)