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den linksrheinischen Reichslanden an, so wird das insoweit zu beachten sein, als auch die später anzuführenden Abweichungen von der Strenge des Reichslehnsrechts vorzugsweise die lothringischen und burgundischen Reichslande treffen.


VII.

Nach den Rechtsbüchern sollen alle Fürsten, geistliche wie weltliche, keines Laien Mannen seien, als des deutschen Königs. Die Beachtung thatsächlich bestehender Lehnsverbindungen, welche dem Gesichtskreise der Verfasser der Rechtsbücher allerdings ferner lagen, nöthigt uns aber zu einer Einschränkung dieses Satzes, insofern Pfaffenfürsten und Laienfürsten Mannen fremder Könige sein konnten. Und nicht allein, dass sich das an einzelnen Thatsachen nachweisen lässt; wir finden es mit nächster Beziehung auf Laienfürsten auch als allgemeingültiges Reichsrecht ausgesprochen, wenn Giselbert von Hennegau zu 1190 sagt: quicumque enim in imperio principis gaudet privilegio, nemini hominium facere potest, qui consecratus non fuerit; licet eis hominia facere regibus tantummodo, et episcopis et abbatibus, qui regales dicuntur.[1] Wird hier der Grund für den Vorzug der Könige darin gesucht, dass auch sie die Weihe der Kirche erhielten, so finden wir eine entsprechende Anschauung schon bei Thietmar, wenn er bei Erwähnung, des Aufhörens der ausnahmsweisen Investitur der baierischen Bischöfe durch Herzog Arnulf sagt: Quin potius reges nostri et imperatores, summi rectoris vice in hac peregrinacione prepositi, hoc soli ordinant, meritoque pre caeteris pastoribus suis presunt, quia incongruum nimis est, ut hii, quos Christus sui memores huius terrae principes constituit, sub aliquo sint domino absque eorum, qui exemplo Domini benediccionis et corohae gloria mortales cunctos precellunt. Audivi tamen nonnullos sub ducum, et quod plus doleo, sub comitum potestate magnam sustinere calumniam.[2]

  1. ed. Duchasteler 211.
  2. Mon. Germ. 5, 742.
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Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)