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ein geistlicher Fürst wegen Familienlehen von einem Genossen und selbst Untergenossen belehnt wird, also ein ähnliches Verhältniss, wie es die Kirchenlehen der Könige bieten. So heisst es 1317: Girardus d. gr. episcopus Basiliensis dominus de Wippens recognoscit se esse hominem d. Ludovici domini Waudi und habe von ihm die Burg Wippens und andere Lehnstücke.[1] Im J. 1416 erklärt Erzbischof Werner von Trier, comes in Falkenstein et dominus in Minzenberg, dass er ein Patronatsrecht, welches seine Vorgänger in der Grafschaft von Köln zu Lehen getragen, veräussert und dafür dem Erzbischofe und der Kölner Kirche ein anderes Patronatsrecht, quod ad nos jure hereditatis virtute dictorum comitatus et dominii dinoscitur pertinere, übertragen habe, et idem jus patronatus — ab eodem — archiepiscopo in feodum presentium sub tenore recipimus, prout illud nobis et nostris successoribus comitibus de F. et dominis dominii de M. — concessit.[2]

Dass dagegen ein geistlicher Fürst wegen seines Stiftes nicht Mann eines, wenn auch in der kirchlichen Rangordnung höherstehenden Genossen sein durfte, dafür geben uns die Verabredungen bezüglich des Lütticher Lehens von Rheims einen sehr bezeichnenden Beleg,[3] wie auch andere früher angeführte Beispiele für die Umgehung der Niederung des Schildes mehrfach Fälle treffen, in welchen ohne eine solche ein Pfaffenfürst des andern Mann geworden wäre. In der Urkunde, in welcher K. Otto 1198 Köln das Herzogthum Westfalen bestätigt, heisst es allerdings: Mindensis etiam ecclesia ea, que a Coloniensi ecclesia de bonis tenet, quiete sine aliqua contradictione possidebit;[4] dass aber der Bischof von Minden von Köln belehnt war, wird sich doch kaum mit Sicherheit daraus schliessen lassen. Nur eine Stelle aus früherer Zeit ist mir bekannt geworden, in welcher allerdings Belehnung eines Reichsbischofs durch einen anderen ganz bestimmt in Aussicht genommen

ist; der Erzbischof von Trier sagt 1160: feodum Pagani

  1. Wurstemberger Peter II. 4, 528.
  2. Günther Cod. dipl. 4, 177.
  3. Vgl. oben S. 22.
  4. Lacomblet UB. 1, n. 562.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)