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in Deutschland,[1] als unumgänglich für eine eigentliche Lehnsverbindung betrachtet.[2] In der Mannschaft stellt sich die strengere Seite der durch die Belehnung begründeten persönlichen Verpflichtung dar; auf ihren Ausschluss wird, wie wir sahen, überall das Gewicht gelegt, wo es sich um ein Umgehen der Niederung des Schildes handelt; der Erzbischof von Embrun erhielt 1160 ein Lehen wohl omisso hominio aber doch ad fidelitatem;[3] und es ist das erklärlich, da die Mannschaft nur den Mann trifft, während auch von der Fidelitas des Herrn gegen den Mann die Rede sein kann; so kassirt K. Heinrich 1227 ein Privileg, weil er es gegeben habe contra honorem imperii et fidelitatem, qua principibus nostris tenemur, sicut et ipsi nobis.[4] Es ist aber weiter die Mannschaft dasjenige, was die dem Lehnsverhältnisse eigentümliche persönliche Verpflichtung bedingt, während die Fidelitas keineswegs lediglich durch das Lehnsband bedingt ist. Jeder Unterthan schuldet diese dem Herrscher, auch wenn er nicht von demselben belehnt ist, und zwar nach der Bestimmung K. Friedrichs vom J. 1158: ut in omni sacramento fidelitatis nominatim imperator excipiatur,[5] so, dass die Treue gegen den Herrscher unbedingt der gegen den Lehnsherrn vorsteht, wie das ja einst schon die Vasallen Ernsts von Schwaben geltend machten, während in Frankreich das nur bedingt der Fall ist.[6] Auch der Allodialherr konnte wegen seines Allods zum Treuschwur verpflichtet sein; so heisst es 1307 in den Ordonances du Louvre bezüglich des zum Arelat gehörenden und vom Kaiser mit den Regalien beliehenen[7] Bischofs von Viviers: dictus enim episcopus et successores sui, Vivarienses episcopi, qui pro tempore fuerint, jurare debebunt: se esse fideles de personis et de terris suis nobis et successoribus nostris regibus Franciae; licet terram suam a nemine tenere, sed eam habere alodialem noscantur;[8] gleichzeitig heisst es entsprechend in dem Vertrage des

Erzbischofs von Lyon mit Frankreich: Item archiepiscopus faciet

  1. Vgl. oben S. 16.
  2. Vgl. Homeyer S. 320. 322. 272. Ducange Glossar. ed. Henschel 3, 284.
  3. Vgl. oben S. 17.
  4. Huillard H. D. 3, 328.
  5. II F. 55 § 5. vgl. II F. 7.
  6. Vgl. Brussel Us. d. fiefs 1, 159. 349.
  7. Vgl. Reichsfürstenstand § 213.
  8. Sachsse Histor. Grundlagen 417.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)