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indem es sagt: si ideo iurat fidelitatem, non quod habeat feudum, sed quia sub iurisdictione sit eius, cui iurat, so tritt doch in der neuern, dort aufgeführten Eidesformel die besondere Beziehung gar nicht hervor, während sie in der ältern durch den Ausdruck: ero fidelis huic, sicut debet esse vasallus domino, bezeichnet ist.[1] Wenn demnach in Italien die sonst als Leistung der Mannschaft bezeichneten Handlungen des Mannes bei der Belehnung vorkommen, kann es nicht befremden, wenn sie in die Fidelitas einbezogen erscheinen; so heisst es 1210 bei der Belehnung des Abtes von S. Zeno: Qui dominus Turrisendus posuit dexteram in manibus domini imperatoris Ottonis et osculatus fuit eum nomine fidelitatis et ipse abbas iuravit ei domino Ottoni imperatori contra omnes homines sive personas salvo iure monasterii si quid facere debet fidelitatem.[2] Regelmässig finden wir übrigens auch bei den Reichsbelehnungen weltlicher wie geistlicher Grossen in Italien noch später nur Investitur und Treuschwur erwähnt; in den zahlreichen uns erhaltenen Aufzeichnungen über Belehnungen aus der Kanzlei K. Heinrich VII heisst es durchweg nur: fuit investitus et iuravit fidelitatem oder prestitit iuramentum fidelitatis;[3] auch da, wo uns ganz ins Einzelne gehende Protokolle vorliegen, wie über die Belehnung des Markgrafen, von Montferrat,[4] wird das Homagium weder erwähnt, noch werden die bezüglichen Handlungen aufgeführt, wie der Anschluss an den gewöhnlichen longobardischen Lehnbrauch[5] sich auch darin zeigt, dass die Investitur dem Treuschwure vorangeht, während sie ihm in Deutschland zu folgen pflegt.[6]

Im Bereiche des deutschen und französischen Lehnrechts wird dagegen bei den die Lehnsverbindung begründenden Handlungen des Mannes die Mannschaft von dem Treuschwure bestimmt unterschieden, wie ja auch ganz gewöhnlich das hominium facere und fidelitatem jurare nebeneinander in den Urkunden

erwähnt werden; und zwar wird die Mannschaft, zumal

  1. Vgl. II F. 5. 7.
  2. Biancolini Notizie d. chiese di Verona 5 a, 109.
  3. Dönniges Acta Henrici 1, 14 ff.
  4. Dönniges A. H. 1, 4.
  5. II F. 4.
  6. Homeyer S. 324.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)