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Urkunde den bestimmtesten Beweis zu liefern, dass man ein Mannenverhältniss des Kaisers zum Pabste für unstatthaft hielt und es desshalb absichtlich umging. Es heisst zunächst: Hoc nimirum intuitu allodium bonae memoriae comitissae Mathildae, quod utique ab ea beato Petro constat esse collatum, vobis committimus et ex apostolicae sedis dispensatione concedimus atque in praesentia fratrum nostrorum, archiepiscoporum, episcoporum, abbatum nec non principum et baronum per anulum investimus, ita videlicet, ut centum libras argenti singulis annis nobis et successoribus nostris exolvas et post tuum obitum proprietas ad ius et dominium sanctae Romanae ecclesiae cum integritate absque diminutione et molestia revertatur.[1]

Hier ist es zunächst das Wort investimus gewesen, welches auf die Anschauung einer Lehnsverbindung führte. Aber wie das für frühere Zeiten gar keinem Zweifel unterliegt, so ist auch für die Zeit der vollen Ausbildung des Lehnwesens eine. Beschränkung des Ausdrucks Investitur auf das Lehnsverhältniss in keiner Weise zu begründen; mag er vorzugsweise für dieses in Anwendung kommen, so bezeichnet er doch nach wie vor jede sinnbildliche Uebertragung des Besitzrechtes an einer Sache, sei es zu Eigen, sei es zu Lehen oder Zinsgut. Wird der Ausdruck doch sogar da gebraucht, wo jemand sein Eigen einem andern zu dem Zwecke auflässt, um von diesem damit wieder belehnt zu werden; so 1194: Ibique dominus E. comes de Piano jure et nomine proprii investivit dominum C. d. gr. Tridentine sedis episcopum de dosso uno — et de duabus curiis —. Et ibi incontinenti versa vice predictus dominus episcopus jure et nomine feodi investivit predictum dominum comitem — de predicto dosso cum illis duabus curiis.[2] Und gerade im gegebenen Falle würde sich bei der Annahme einer so beschränkten Bedeutung des Wortes umgekehrt nachweisen lassen, dass später die römische Kirche die mathildische Erbschaft zu Lehn vom Kaiser genommen habe, indem der Pabst 1221 schreibt: tamdem

tamen idem rex (Fridericus) tam de Castro Gonzagae, quam de

  1. Orig. Guelf. 2 ,514.
  2. Codex Wangianus 122.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)