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War die Einwilligung des Herrn überhaupt oder wenigstens nicht sogleich zu erlangen, so war man auf Auswege bedacht, um wenigstens dem Erwerber die spätere Belehnung oder Eigenthumsübertragung möglichst zu sichern und ihm den Nutzen des Gutes sogleich zuzuwenden. Der einfachste war das Halten des Gutes zu treuer Hand; der veräussernde Vasall verspricht, Lehnsträger zu verbleiben, bis der Erwerber selbst die Belehnung erlangen kann. So bei Veräusserung an einen Uebergenossen: die Grafen von Nienover und Dassel verpflichten sich 1274 dem Herzoge von Braunschweig, quod nos et heredes nostri castrum Nyenovere et nemus quod dicitur Solge — tenere debemus in nostra pheodali possessione tam diu, donec idem dominus noster dux et sui heredes predicti eandem pheodalem possessionem, quam nos et heredes nostri in castro et nemore prefatis habuimus vel habere videbamur, ab imperio valeat adipisci; und noch an demselben Tage zeigen sie dem Könige die Resignation zu Gunsten des Herzogs an.[1] Oder bei Veräusserung an einen Genossen: der Graf von Geldern bekundet 1331, dass er den vom Reiche lehnrührigen Niederwald und Oberwald vom Grafen und der Gräfin von Kleve erkauft habe und dass diese hebben gheloeft in gueden trouwen vor hem ende vor hore erfnamen, dit nederwaut ende overwaut den helder te syn ons ende onsen erfnamen van den rike, thent dier tyt dat wyt vercrighen connen, dat ons van den rike verleent werde.[2] So weit es dabei zunächst nur galt, den Veräusserer zu verhindern, das Lehn dem Herren unbedingt oder zu eines Andern Gunsten aufzulassen, mochte solcher Abrede nichts im Wege stehen; so weit es dabei aber auch wohl darauf abgesehen war, dem Erwerber sogleich den Nutzen zuzuwenden, erklärt sich das strenge Lehnrecht gegen alle den Nutzen vom Lehen trennende Auswege.[3] Doch finden wir ausnahmsweise auch ein Zeihen zu treuer Hand durch den Herrn selbst, wenn diesem der entsprechende Heerschild fehlte;

so belehnt, worauf wir zurückkommen, 1236 der Abt von S.

  1. Sudendorf Urkundenb. 1, 52. 53.
  2. Lacomblet UB. 3, n. 256.
  3. Homeyer S. 430.
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Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_014.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)