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ihr Dienstbauer wurde in geraumer Zeit zum wohlhabenden, aber auch stolzen und aufgeblasenen Manne. Er wußte selbst nicht, wie es so eigentlich zuging, wunderte sich zwar über das mächtige Gedeihen seines Hausstandes, das er seiner klugen Anordnung und der Thätigkeit und Folgsamkeit seines Gesindes zuschrieb. – Seine Nachbarn aber behaupteten, er habe den Kobold oder Drachen. Doch bekam er bald zufällig darüber Licht und zwar folgendermaßen. Als er einst bei einem Aerntefeste seine Untergebenen lobte – wobei er jedoch seiner rühmlich zu gedenken nicht vergaß – und sie ermahnte in ihrem Eifer fortzufahren und ihnen Lohnserhöhung zusicherte, entfuhren dem Mittelknecht Veit, einem lustigen, nur etwas vorlauten Burschen, die Worte:

„Nun mit eurer Anstellung, so wie mit uns Allen, wär’s halt nix, wenn’s die kleinen Dingerchen nicht thäten!“

Was denn vor Dingerl? fragte Peter aufbrausend. „Je nun – entgegnete Veit – werdet’s wul kennen, sind kleine, fast unsichtbare Dingerle von Menschengestalt, schlafen oft drei bis vier in einem Pferdeohr, man nennt’s halt’s in’s geme’n Däumlinge. Die arbeiten für uns und besorgen Alles nach der Taffeltur (Tabulatur d. i. Genauigkeit), wofür wir ihnen die Ueberbleibsel vom Tische geben und sonst alles Lieb’s und Gutes thun.“

„Possen!“ rief Peter erzürnt, der so nach Manches Art am Tage den Freigeist spielte und Abends ohne Licht nicht über die Stubenthürschwelle schritt, „Alfanzereien, die nach dem blinden Heidenthume, das euch immer noch anklebt, riechen, und die ich durchaus nicht leiden kann.