vorbehalten hat, die sich in dem dortigen Sandsteinfelsen befindet. Zwar ist es keine chambre garnie, noch weniger mit Schildereien, Büsten, Schnitzwerk u. dgl. versehen – es müßte denn mit den Augen des Beschauers sich ein Aehnliches, wie bei dem Landgrafen von Hessen, als ihm Eulenspiegel seine Malereien zeigte, zugetragen haben.
Da nun der höllische Uhu, gleich andern gekrönten Häuptern, auf dem Erdballe Reisen zu machen pflegt; so findet er sich am Tage vor Kreuzes-Erhöhung – wo es ihm in seiner Residenz nicht ganz heimlich seyn mag – daselbst ein, neckt und höhnt Menschen, schleudert feurige Klumpen herab und sendet gemeiniglich schädliches Ungeziefer der Umgegend.
erscheinen vorzüglich zur Frühlings- und Herbstzeit bei nächtlicher Weile auf Friedhöfen, wo sie an den Kirchhofmauern, wie auf den Gräbern der unter ihnen Schlummernden, herumhüpfen, mancherlei Sprünge und Kreisbewegungen machen und dann mit ach und seufzen wiederum verschwinden. Dieß sind, sagt der Aberglaube, die Seelen der vor der Taufe verstorbenen Kinder, deren Körperhüllen an der Gottesackermauer begraben wurden. Sie beleidigen Niemand und werden nur dadurch, daß man eine Hand voll geweihter Erde nach ihnen wirft, von dieser Nachtrunde erlöset und ihrer Ruhe wiedergegeben.[1]
Heinrich Gottlob Gräve: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz. Reichel, Bautzen 1839, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volkssagen_und_volksthuemliche_Denkmale_der_Lausitz_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)