Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 165.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Im zwölften Jahrhunderte kehrte von der Wanderschaft aus Welschland – wo er neben seinem Handwerke verbotene Künste getrieben hatte – zurück der Mühlenknappe Melchior Zange. Hier gefiel ihm die Gegend und er beschloß sich daselbst anzusiedeln. Freilich hatte die Reise das Geld erschöpft, jedoch er wußte Rath, indem er auf zehen Jahre mit dem: Gott sey bei uns! einen Bund schloß, sich ihm mit Leib und Seele verschrieb, wogegen dieser ihm eine Mühle mit allem Zubehör zu bauen, auszustatten und zehen Jahre treu und ehrlich zu dienen versprach.

Der Lügengeist hielt Wort. Am andern Morgen erhob sich ein stattliches Mühlengebäude, mit Allem im Ueberfluß reichlich versehen, schön, mit mehr als zum Nothbedarf erforderlichen Stuben, Kammern, Boden, Küch’ und Keller versorgt, mit köstlichem Hausrath, herrlichem Vieh und Geschirr ausgestattet die Ställe und mit Waizen, Korn, Hafer und Gerste die Scheuern gefüllt. Alles herrlich und trefflich, selbst köstlichen Wein und süßen Most barg der weitläufige Keller. – Kurz der reichste Müller in Holland würde Meister Zange um dieß Eigenthum beneidet haben, dessen Wunderbarstes jedoch das Wehr in dem Zustande, in welchem es sich damals befand, war.

Die Zeit des Vertrages über hatte aber freilich Meister Urian einen schweren Dienst bei dem Müller, der – ob es ihm gleich weder an Mahlgästen noch sonstigem reichlichen Erwerb fehlte – den Flammenhauchenden baß quälte, indem er sich in seines Gebieters oft sonderbare Launen fügen, bald ihm fremdartige – vorzüglich welsche