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ein Schütze – Jahrzahl und Name des Unglücklichen ist unbekannt – sey erschossen und dieser Denkstein daselbst errichtet worden.


LXVIII. Das Kloster St. Marienstern.

Im dreizehnten Jahrhunderte, Ausgang des Aprilmonds, jagte Bernhard von Kamenz in den dicken Forsten der Dörfer Pawzig (Panschwitz) und Kukow (Kukau), als ihm ein ungeheuerer Eber aufstieß. Kräftig schwang er seinen Jagdspieß und verwundete den Borstenträger, welcher jedoch schnell in undurchdringliches Dickicht eilte und die Kreuz und Quere den edeln Ritter irrte. Schon war die Sonne gesunken, allein unermüdet setzte der furchtlose Jäger dem Schwarzwilde nach. Dunkel war die Nacht, kein Stern äugelte vom Himmel und in Strömen stürzte ein Gußregen aus den Wolken nieder; allein nichts vermochte den wackern Weidmann von des Thieres Verfolgung abzuziehen, ihm den Fang zu geben war sein einziges Dichten und Trachten und so verfolgte er – unbekümmert, was sonst vor, neben oder hinter ihm vorgänge – dessen schweißtriefende Spur. Allein auf einmal verschwand es spurlos seinen Blicken und sein muthiges Roß sank tief in einen Morast. Unbekannt mit der Gegend, ringsum keine Menschenseele, in wüster, wilder Einöde sahe sich der Mannliche verlassen und unvermögend war er sich und seinen Gaul dem Bruche zu entwinden, der qualvollste Hungertod, oder ein schreckliches Ende durch reißende Thiere mußte ihn in dieser menschenleeren Gegend, die selbst der Jäger selten betrat, treffen. Da schickte er