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noch einmal – leider war es das Letzte – den unbändigen Gemahl anzugehen, wenigstens an diesem heiligen Tage vom Bösen abzustehen und zum Guten sich zu wenden. Zitternd wankte sie zum Saal und ließ ihren Herrn durch einen Diener herausrufen. „Wer stört mich in meinen Freuden?“ brüllte er, zur Thüre hinaustaumelnd. – „Fort, Betschwester!“ erscholl’s aus seinem Munde, als er die Sanfte erblickte. Da fiel sie auf ihre Kniee, bat und beschwor ihn, in sich zu gehen, sich doch einmal zu bessern, und malte ihm Hölle und Himmel vor. Alles vergebens, vielmehr nur ärger fuhr er fort zu toben und zu rasen, und da sie ihm zärtlich um den Hals fiel und unter unablässigen Bitten liebevoll Mund und Stirn ihm küßte, donnerte er ihr ein rauhes: Fort! entgegen, entriß sich gewaltsam und schleuderte sie – als sie ihm nacheilte – mit Riesenstärke zurück, daß sie rückwärts die Treppe hinabstürzte, er hingegen eilte zu seinen Saufgenossen, ohne sich weiter um die Gattin zu bekümmern. Kaum hatte er wieder Platz genommen und den Becher gefüllt, als ihm ein eintretender Diener Etwas in’s Ohr raunte. – „Sie ruhe im Frieden!“ rief er lachend und leerte den schäumenden Becher.

Ausgeduldet hatte die Arme, da durch den Sturz von der Treppe sie den Hals gebrochen.

Allein auch ihn ereilte der Finger der rachekundigen Nemesis, indem wohlverdientermaßen das nämliche Schicksal seiner Gattin auch ihn, als er einen Auerochsen in blinder Wuth verfolgte, traf.