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LIV. Das Bergmännlein, der Wichtel, Unterirdische auf dem Hochwalde.

Auf dem Hochwalde, welcher die reizendste, über alle Beschreibung erhabene Ansicht vom Oybin gewährt, und der nach Angabe des Wahlenbüchleins zwar nicht Schätze von geprägtem Gold und Silber, aber herrliche, den orientalischen gleichende Edelsteine enthalten soll, geht nach der Landbewohner Meinung ein kleines, von Gesicht graues Männchen, mit langen schloßweißen Haupt- und Barthaaren, in einem schwarzen, roth verbrämten Talar, den über die Hüften ein goldgelber Gürtel schließt, auf dem Kopfe eine trichterähnliche Mütze von smaragdgrüner Farbe, in der linken Hand ein Rauchfaß, in der rechten aber einen bunten Stab haltend, bei Nachtzeit umher. Die Nächte seiner Erscheinung fallen den Weihnachts- Oster- Johannis- und Michaelis-Heiligenabend. Dieses Männlein zeigt nun dem ihm Begegnenden, nicht Fliehenden, vielmehr Vertrauenden, nicht blos heilsame, das menschliche Leben fristende und mancherlei Krankheiten vertreibende Wurzeln und Kräuter, sondern – damit es dem Gesunden nicht an Leibesnahrung und Nothdurft fehle – Gold, Silber und Edelsteine, daß er seines Lebens sich freuen und es genießen könne.

Lebte vor etwas langer Zeit zu Olbersdorf Jakob Sahrer, von Einigen der fromme Jakob, von Andern der hinkende Bote genannt. Wacker hatte er als kaiserl. Reitersmann am 8. Novbr. 1620 in der Schlacht auf dem weißen Berge mit gefochten und einen Schuß in die linke Kniescheibe erhalten, der ihn zum fernern Dienst unbrauchbar machte,