Seite:Volkssagen und volksthuemliche Denkmale der Lausitz 118.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

trennen, ohne die daraus entstehenden Folgen zu berechnen, nur sich im voraus heimlich freuend, wie Jeder über das fehlgeschlagene Glück und über die zertrümmerten Luftschlösser des Andern triumphiren würde. Beider Liebenden Geist hatte sich gebildet und ihre Körper sich zur üppigsten Lebensblüthe entfaltet; immerwährende Entfernung schien den Aeltern das sicherste Mittel ihrer Kinder Plan zu vereiteln und der Liebenden Hoffnungen zu vernichten; Heilung des Schmerzes hofften sie von der Zeit und klösterliche Mauern sollten ihnen das ewige Glück verleihen. Beide Aeltern hatten noch einen Sohn und noch eine Tochter, welche sich wechselseitig, wie ihre Erzeuger haßten; folglich blieben Erstere in der Welt nicht kinderlos, und an jede Vereinigung beider Häuser war somit nichtzudenken. Nicht wenig Theil an diesem Plane mochten wohl auch Pater Ambrosius und Ignaz – Hausfreunde der Alten – deren Absichten uns unbekannt geblieben sind – haben. Albert trat in das Franziskanerkloster zu Budissin und Klara nahm den Schleier zu Prag, wodurch denn jeder schriftliche und mündliche Umgang für dieses Leben beendet wurde.

Wie und auf welche Art nach einiger Zeit die Nonne nach Budissin gekommen seyn mag, berichtet die Sage nicht, kurz beide Liebende sahen sich, die unterdrückte Flamme loderte um so gewaltsamer auf und nur zu bald zeigte es sich, was eine schwache Stunde vermocht hatte. Ein schreckliches Loos fiel ihnen nach den damaligen grausamen Gesetzen. Beide Liebende wurden nämlich an dem Orte, wo ihre in Stein gehauene Köpfe sichtbar sind, lebendig eingemauert.