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XXIX. Der unruhige Geist.

Auf den Litschener Teichdämmen steht eine alte, ganz hohle Eiche. Bei derselben hörte man öfters ein ängstliches Hilferufen, konnte aber nie etwas sehen. Einst ging ein Mann aus Litschena dort vorbei und da er beherzt war, antwortete er dem Rufe und fragte was er helfen solle? Der unsichtbare Geist sagte, es sey eine Seele, die nicht zur Ruhe kommen könne, er aber könne sie zur Ruhe bringen. Morgen um zwölf Uhr Mittags solle er nur mit der ganzen Schule, dem Küster und dem Geistlichen an die hohle Eiche hinziehen, gleich als wollten sie einen Todten mit einem Leichensermon begraben. Das geschah zwar, aber die Uhren waren alle stehen geblieben und nach der Sonne konnte man sich nicht richten, weil ein trüber Tag war; man verpaßte also die rechte Zeit und kam zu spät an. Da fiel das Gespenst über sie her, hockte einigen auf, warf andere in das Wasser und alle ergriffen mit Schrecken die Flucht. Lange Zeit hat es noch alle Abende unter den Fenstern des Bauers gerufen und ihn heraus verlangt: er ist aber nicht gekommen und endlich hat es der Geistliche beschworen und vertrieben.


XXX. Der Wundervogel.

Zeigt sich – jedoch nur äußerst selten – auf der Lausche bei Zittau, ein Vogel von gar wunderlicher Gestalt. Ständer, gleich einem Storch, Kopf und Schnabel wie ein Lämmergeier, große Fittiche wie ein Fregatvogel (pelicanus aquilus) und einen Schwanz, wie der Sekretair