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König Abel’s wilde Jagd, die manchen noch Lebenden erschreckt hat. In der Sommernacht aber des zehnten August, am Todestage König Erich’s, jagt er wilder als sonst, und Hörnerruf, Gestöhn und Rüdengebell schallen laut durch die Nacht.


Die schwarze Greth.

Aus dem Holm, wo die Schleswiger Fischer wohnen, erzählte man vor funfzig Jahren, und erzählt man vielleicht noch, folgende Sage. – Zwei arme Fischer hatten die ganze Nacht vergeblich gearbeitet, und zogen zum letzten Mal ihre Netze wieder leer herauf. Als sie nun traurig heimfahren wollten, erschien ihnen die schwarze Greth, die sich öfters den dortigen Fischern zeigt, sie kommt vom andern Ufer her, wo eine Stelle im Dannewirke in der Nähe von Haddebye von ihr Margrethenwerk heißt, und erscheint in königlicher Pracht mit Perlen und Diamanten geschmückt, aber immer im schwarzen Gewande – ganz so, wie sie früher auf dem Husumer Schloß im sogenannten Margrethensaal im Bilde zu schauen war. Die sprach zu den Fischern: Legt eure Netze noch einmal aus, so werdet ihr einen reichen Fang thun; den besten Fisch aber, den ihr fangt, müßt ihr wieder in’s Wasser werfen. – Sie versprachen’s und thaten, wie die Greth gesagt, der Fang war so überschwenglich groß, daß ihn der Kahn kaum fassen wollte. Einer der Fische aber hatte Goldmünzen statt der Schuppen, smaragdene Flossen und Perlen auf der Nase.[1] Das ist der beste Fisch,


  1. Der Hauptfang der dortigen Fischer besteht in Brassen, deren Oberkiefer perlenähnliche Erhöhungen hat und deren Schuppen wie Gold glänzen.
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Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)