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Ulrich Vetsch: Schweiz und Vorarlberg

ein Flankenangriff von Osten bei, der, bis zum Zürichsee vorgestossen, die schweizerische Armee zwingen würde, die Hochebene aufzugeben und sich ins Gebirge zurückzuziehen.

Hören wir nun, nachdem wir die zwingenden Gründe auseinandergesetzt haben, welche unserer Ansicht nach für die Zulassung Vorarlbergs in den schweizerischen Staatenbund sprechen, die Gegengründe, wie sie von den Gegnern des Anschlusses ins Feld geführt werden. Auch da wollen wir mit dem gewichtigsten der Argumente beginnen, mit den Schulden, die zu bezahlen dem Ländchen Vorarlberg obliegt.

Man hat speziell mit diesem Argument Stimmung gegen den Anschluss Vorarlbergs zu machen gesucht. Und zwar sind es nicht weniger als 400 Millionen Franken, in neuester Zeit sogar 500 Millionen Franken, welche die Vorarlberger als Passivum in die schweizerische Ehe mitbringen werden, und welche – immer nach Meinung der Anschlussgegner – die Schweiz zu bezahlen haben wird. Diese Rechnung geht von einem grundsätzlichen Irrtum aus, von dem Irrtum, als ob es den Vorarlbergern bei der ganzen Anschlussbewegung nur darum zu tun wäre, ihre Schulden auf die Schweiz abzuladen. Das ist falsch, grundfalsch. Vorarlberg ist nämlich gewillt, seine Kriegsschulden selbst zu bezahlen. Nun will ich ja gerne zugeben, dass im Falle der Vereinigung die Schweiz voraussichtlich Vorarlberg beispringen muss, und dass ihr aus dieser Hilfe gewisse finanzielle Lasten erwachsen werden; an der Absicht der Vorarlberger aber, für die Vorkriegsschulden in erster Linie selbst aufkommen zu wollen, an dieser Absicht ist nicht zu deuteln und nicht zu rütteln.

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Ulrich Vetsch: Schweiz und Vorarlberg. Fehr'sche Buchhandlung, St. Gallen 1920, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vetsch_Ulrich_Schweiz_und_Vorarlberg_Vortrag_Neue_Helvetischen_Gesellschaft_1919.pdf/15&oldid=- (Version vom 18.4.2023)