ist gross, sie wird Ihnen noch grösser erscheinen, wenn Sie sich vor Augen halten, dass die grösste Quote dieser Exportsumme auf der Hände Arbeit, auf Löhne fällt, weil im Gegensatz zur Seide, zur Bijouterie etc. der verwendete Rohstoff, die Baumwolle, nur ein geringes kostet. Man hat denn auch berechnet, dass nicht weniger als 68,200 Personen in der Stickerei ihren Lebensunterhalt verdienen, 55,600 in der Schweiz, 12,600 in Vorarlberg.
Nun aber die Folgen, wenn Vorarlberg zu Deutschland käme. Vorarlberg, bisher in der Stickerei eine wirtschaftliche Provinz St. Gallens, ginge in den Besitz des industriellen Feindes über. Hat es bisher für St. Gallen gearbeitet, so wird es in Zukunft für Plauen arbeiten; die industrielle Stellung der Schweiz wird geschwächt, die industrielle Bedeutung Deutschlands gestärkt. Das ist so einleuchtend, dass über diesen Gegenstand kein Wort weiter zu verlieren ist; das Kaufmännische Direktorium St. Gallen, die berufene Handelskammer für die Interessen der schweizerischen Stickerei, hat denn auch den Bundesrat in eindringlichen Worten auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht.
Eine dritte Gefahr, die verkehrspolitische. Sie ist eine doppelte; in erster Linie ist sie vorhanden in Bezug auf den West-Osttransit auf der Arlberglinie, sie besteht aber auch in Bezug auf den Nord-Südtransit auf der Gotthardtlinie.
Sie wissen, dass der West-Osttransit auf der Linie Basel-Bötzberg-Zürich-Sargans-Buchs sich bewegt, wissen ferner, dass vor dem Kriege auf dieser Linie zwei, manchmal sogar drei Züge Paris-Arlberg-Wien in jeder Richtung verkehrten. Was Sie aber wahrscheinlich nicht wissen, ist das, dass diese Linie technisch
Ulrich Vetsch: Schweiz und Vorarlberg. Fehr'sche Buchhandlung, St. Gallen 1920, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vetsch_Ulrich_Schweiz_und_Vorarlberg_Vortrag_Neue_Helvetischen_Gesellschaft_1919.pdf/10&oldid=- (Version vom 5.4.2023)