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 §. 18.  Alsdenn gehe man das Capitel von den Manieren fleißig durch und übe solche, damit sie in gehöriger Fertigkeit geschickt heraus gebracht werden können; und da dieses eine Aufgabe ist, woran man beynahe Zeit Lebens lernen kan, indem diese Manieren zum Theil mehr Fertigkeit und Geschwindigkeit erfordern als alle Passagien, so halte man den Scholaren damit nicht länger auf, als bis man wegen dieses Punckts mit seiner natürlichen Fähigkeit und Jahren zur Noth zufrieden seyn kan.

 §. 19.  Man gehe sogleich an die Probe-Stücke, man lehre sie erstlich ohne Manieren, welche besonders zu üben sind, um hernach mit denenselben nach denen Regeln, welche in dem Capitel von dem guten Vortrage abgehandelt sind, zu spielen. Dieses muß im Anfange auf dem Clavicorde allein geschehen, hernach kan man mit dem Flügel abwechseln.

 §. 20.  Einen grossen Nutzen und Erleichterung in die gantze Spiel-Art wird derjenige spüren, welcher zu gleicher Zeit Gelegenheit hat, die Singe-Kunst zu lernen, und gute Sänger fleißig zu hören.

 §. 21.  Damit man die Tasten auswendig finden lerne und das nöthige Noten-Lesen nicht beschwerlich falle, wird man wohl thun, wenn man das Gelernte fleißig auswendig im Finstern spielet.

 §. 22.  Da ich bey Bezeichnung der Probe-Stücke alles nöthige beygefüget habe, und ich solche zu vielen mahlen mit der grösten Achtsamkeit durchgespielet, damit mir auch nicht die geringste Kleinigkeit entwischen möchte, so glaube ich, daß, wenn man alles in acht nimmt, hierdurch die Geschicklichkeit der Hände sowohl als der Geschmack hinlänglich gebildet werden kan, andere und schwerere Sachen zu erlernen.

 §. 23.  Ich habe zu Vermeidung aller Zweydeutigkeit die Triolen ohne 3, das Abstossen der Noten ohne Striche mit blossen