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     Mit Recht sprach auch der deutsche Poet
Zum Rothbart im Kyffhäuser:

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„Betracht ich die Sache ganz genau,

So brauchen wir gar keinen Kaiser!“

     Doch wollt Ihr durchaus ein Kaiserthum,
Wollt Ihr einen Kaiser küren,
Ihr lieben Deutschen! laßt Euch nicht

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Von Geist und Ruhm verführen.


     Erwählet kein Patrizierkind,
Erwählet Einen vom Plebse,
Erwählt nicht den Fuchs und nicht den Leu,
Erwählt den dümmsten der Schöpse.

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     Erwählt den Sohn Colonias,

Den dummen Kobes von Cöllen;
Der ist in der Dummheit fast ein Genie,
Er wird sein Volk nicht prellen.

     Ein Klotz ist immer der beste Monarch,

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Das zeigt Aesop in der Fabel;

Er frißt uns armen Frösche nicht,
Wie der Storch mit dem langen Schnabel.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)