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     Du aber gingest ruhig neben mir,
Im weißen Atlaskleid, voll Zucht und Zier,
Als wie ein Mädchenbild gemalt von Netscher;

20
Ein Herzchen im Corset wie’n kleiner Gletscher.




7.


     Vom Schöppenstuhle der Vernunft
Bist du vollständig freigesprochen;
Das Urtheil sagt: die Kleine hat
Durch Thun und Reden nichts verbrochen.

5
     Ja, stumm und thatlos standest du,

Als mich verzehrten tolle Flammen –
Du schürtest nicht, du sprachst kein Wort,
Und doch muß dich mein Herz verdammen.

     In meinen Träumen jede Nacht

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Klagt eine Stimme, die bezichtet

Des bösen Willens dich, und sagt,
Du habest mich zu Grund gerichtet.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)