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des Gedankens. Sie ließ unsre Literaten gleichsam geistig die Revüe passiren, und parodirte dabei den großen Sultan der Materie. Wie dieser die Leute mit einem: wie alt sind Sie? wie viel Kinder haben Sie? wie viel Dienstjahre? u.s.w. anging, so frug jene unsre Gelehrten: wie alt sind Sie? was haben Sie geschrieben? sind Sie Kantianer oder Fichteaner? und dergleichen Dinge, worauf die Dame kaum die Antwort abwartete, die der getreue Mamluck August Wilhelm Schlegel, ihr Rustan, hastig in sein Notizenbuch einzeichnete. Wie Napoleon diejenige Frau für die größte erklärte, welche die meisten Kinder zur Welt gebracht, so erklärte die Staël denjenigen Mann für den größten, der die meisten Bücher geschrieben. Man hat keinen Begriff davon, welchen Spektakel sie bei uns machte, und Schriften, die erst unlängst erschienen, z. B. die Memoiren der Caroline Pichler, die Briefe der Varnhagen und der Bettina Arnim, auch die Zeugnisse von Eckermann, schildern ergötzlich die Noth, welche uns die Sultanin des Gedankens bereitete, zu einer Zeit, wo der Sultan der Materie uns

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Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)