Seite:Veckenstedt - Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche.pdf/9

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Niederlausitz zu einem ähnlichen Resultate führen, wie es die Römer erlangten, als sie die heiligen Seen in Gallien nach Tempelschätzen ausfischten.

Für archäologisch und antiquarisch wichtig halte ich auch die meisten Sagen von den Teufelssteinen, von den versunkenen Kutschen, wenn wir uns an die in der Niederlausitz gefundenen Bronzewagen erinnern, von den Erntegebräuchen der Ludki und Nixen.

Der Pfahlweg des Wendenkönigs hat mir die Bestätigung meiner Ansicht gegeben, dass eine via sacra auch den Wenden bekannt war. Eine Revision der Ansichten über die alten Schanzen, wie ich sie in aller Kürze im vorigen Jahre in Paris versucht, dürfte dringend geboten sein.

Die slavische Thiersage ist zu reich und ursprünglich, als dass ich glauben sollte, ich hätte in den von mir mitgetheilten Thiersagen mehr als eine Probe dessen zu geben vermocht, was die Wenden auch in dieser Hinsicht ihren Besitz nennen mögen; ich nahm die Nachforschung nach der Thiersage zu spät auf, als dass ich hier günstigere Resultate hätte verzeichnen können.

Die Nummer XXI umschliesst 30 grössere Sagen und Märchen. Ich hoffe Verzeihung zu finden, dass ich sie unter einer Nummer, jede Sage und jedes Märchen mit einer besonderen Ueberschrift versehen, gebracht habe: mir scheint die ihnen im Buche angewiesene Stelle nicht unpassend. Würden doch verschiedene dieser Sagen und Märchen sich nur mit einem gewissen Zwange einer der aufgestellten Kategorien einordnen lassen.

Habe ich in diesem Abschnitte, wie in dem ganzen Werke den Unterschied von Sage und Märchen zu markiren unterlassen, so möge an das Wort der Gebrüder Grimm erinnert werden, dass es Punkte giebt, wo nicht zu bestimmen ist, ob Märchen oder Sage vorliegt. Vor Allem jedoch ist mir die Absicht und, wie es schien, Möglichkeit massgebend gewesen, indirect in dem Werke eine Art von wendischer Mythologie zu geben, weshalb ich jede Sagengestalt biographisch in den Sagen habe auftreten lassen oder die Sagen, welche sich um einen klar erkenntlichen Kern gruppiren, so