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Steine, zerschlugen die Sense und hiessen die Wenden nach wie vor mit dem Serp arbeiten.

Sylow.     


Der Serp.
12.

Der Serp durchwandelt die Aecker mit einer glühenden Sichel, mit welcher er demjenigen den Kopf abschneidet, der ihm zu nahe kommt, der dem Nachbar das Feld abmäht oder der ein böses Gewissen hat. Trifft er Jemand mit einem Kinde auf dem Felde, so entreisst er demselben das Kind und wirft es in einen Fluss, der erwachsenen Person, welche das Kind begleitet, schlägt er den Kopf mit der Sichel ab. Hat sich Jemand verirrt, so zeigt ihm der Serp den Weg, aber nur wenn derselbe ein gutes Gewissen hat; hat er aber ein böses Gewissen, so führt er ihn in Sümpfe oder Moräste, in welchen der Bludnik denselben erstickt.

Alt-Döbern.     

Die Pšezpolnicer.
13.

Die Pšezpolnicer sind weisse Männchen, welche in der Mittagsstunde umgehen. Wenn ein Kind um diese Zeit sich auf dem Felde befindet, so nehmen es die Pšezpolnicer mit und legen dafür ein fremdes hin. Wollen die Eltern ihr Kind wieder haben, so müssen sie das fremde so lange prügeln, bis das eigene wieder an der alten Stelle liegt.

Alt-Döbern.     

Der Sichelmann.
14.

In früheren Zeiten erschien des Mittags um zwölf Uhr ein scheusslicher Mann von eigenthümlicher Gestalt auf dem Felde. Er war furchtbar anzusehen, hatte feurig-funkelnde Augen, ein Pferde- und ein Kuhbein, an den Fingern lange Krallen, und in der Hand führte er eine grosse Sichel. Wenn er nun des Mittags in der Stunde von zwölf bis eins Jemand auf dem Felde antraf, so hatte derselbe eine lange Unterredung mit ihm zu bestehen und wenn er die ihm vorgelegten Fragen nicht richtig beantworten konnte, so schnitt ihm der Sichelmann den Kopf ab.

Forst.