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auf die Erde nieder. Der Mann warf schnell seine Thür zu, nahm aber den halben Hirsch nicht auf; als er am andern Morgen vor die Hausthür trat, war derselbe verschwunden.

Vetschau.     
56.

Eines Abends hüteten mehrere Knechte auf der Grenze eines Dorfes nicht weit von Forst ihre Pferde. Ihnen erschien der Nachtjäger, zu Pferde, begleitet von bellenden Hunden. Einer der Knechte bellte, als der Nachtjäger mit seinem Gefolge vorüberzog, wie ein Hund. Nachdem der Zug vorüber war, weideten die Knechte wieder ruhig ihre Pferde. So mochte es etwa zwölf Uhr geworden sein, als plötzlich dem Knechte, welcher mitgebellt hatte, ein schwarzer Mann mit Pferdefüssen erschien. Der warf ihm das Viertel eines Pferdes zu und sprach dabei: „Dies musst Du geniessen, dies geniessen auch die Hunde und Du hast mitgebellt wie ein Hund.“ Nach diesen Worten war der schwarze Mann verschwunden. Nun ritten die Knechte nach Hause, um zu schlafen. Als am andern Morgen der Knecht, welchem der schwarze Mann erschienen war, erwachte, fand er das Pferdefleisch an seiner Seite. Das war nun so jeden Morgen, so oft er auch das Pferdeviertel wegwarf. Endlich wurde ihm gerathen, er solle einen Scharfrichter kommen lassen. Das that er denn auch. Der Scharfrichter liess sich Salz geben und bestreute damit den Fleck, wo das Pferdeviertel jeden Morgen neben dem Lager des Knechtes lag; da ist dasselbe verschwunden.

Forst.     
57.

In Gahlen hielten die jungen Mädchen einst ihre Spinnte ab; sie waren lustig und guter Dinge, trieben allerhand Possen und schimpften dabei auf den Nachtjäger. Da ging, es war um elf Uhr, die Stubenthür auf und eine mächtige Pferdekeule flog herein.

So oft sie diese wegschafften, so oft lag sie wieder da, bis sie endlich zum Pfarrer gingen, der sie verbannen sollte. Der Pfarrer sagte, das könne er nicht allein thun, da müssten noch mehrere Amtsbrüder zugegen sein. Den andern