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22.

In Kutzeburg wurde einst ein Ritter, welcher einen Mord begangen, zum Nachtjäger. Als solcher musste er umherziehen, als ein Mann ohne Kopf, aus seinem Halse aber sprühte Feuer hervor. In seinem Gefolge befanden sich viele Hunde. Einst ist diesem Nachtjäger ein Mann begegnet und obwohl er ihm auswich, so traf es sich doch, dass er den Nachtjäger berührte; da fühlte er deutlich, dass der Nachtjäger ganz kalt war.

Kiekebusch.     
23.

Auf der Feldmark eines Dorfes, nicht weit von Vetschau, ist der Nachtjäger oft gesehen worden, und zwar als Reiter ohne Kopf, begleitet von Hunden, welche gleichfalls keine Köpfe hatten. Der Nachtjäger soll ein Bauer sein, welcher verwünscht worden ist, weil er einst Jemand ermordet hat, von dem er ein Stück Wald haben wollte. Der Mord war dem Bauer zwar geglückt, allein er hat nichts von dieser schlechten That gehabt, denn es trieb ihn bald darauf an, sich selbst zu erschiessen. Aber auch im Grabe hat er keine Ruhe gefunden, muss er doch als Nachtjäger herumirren. An einem Bauer, welcher ihn auch einmal des Nachts beim Pferdehüten gesehen, ist er so nahe vorbeigeritten, dass dieser ihn deutlich erkannt hat, trotzdem der Nachtjäger keinen Kopf hatte. Als er aber vorüberritt, erhob sich ein so starker Wind, dass derselbe dem Bauer den Sack, auf welchem er lag, unter dem Kopf wegfegte.

Branitz.     
24.

Der Nachtjäger erschien früher in der Nähe von Branitz jeden Montag und jeden Freitag. In seinem Geleite befand sich stets eine grosse Menge von Hunden. Der Nachtjäger fügt Niemandem ein Leid zu. Die Leute, welche ihn gesehen, erzählen, dass sein Pferd stets ohne Kopf gewesen ist; er trug nämlich den Kopf des Pferdes an seiner Seite. Man hat auch gesehen, dass Leute, welche sich das Leben genommen haben, in seinem Wagen sich befinden; diese Leute sind dann aber immer ohne Kopf gewesen.

Branitz.