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18.

Viele Leute haben die nächtlichen Jäger gesehen und gehört. Einer von ihnen, wohl der oberste, sitzt auf dem Wagen, die andern auf Pferden. An dem Wagen sind vier Pferde lang vorgespannt, und auf jedem sitzt ein Mann. Alle aber, Pferde und Männer, sind ohne Kopf. Um das Gespann laufen viele Hunde, ebenfalls kopflos, und bellen zuweilen erschrecklich. Die nächtlichen Jäger fahren und reiten nicht in der Luft, sondern auf ebener Erde, auf Wegen und Fluren, wo es ihnen beliebt.

Eichow.     
19.

Bei Guhrow ist ein Ort, wo früher Leute gerichtet wurden; der Ort heisst die Schibenca.

War nun hier Jemand vom Leben zum Tode gebracht worden, so kam der Nachtjäger und holte die Leiche ab.

Guhrow.     
20.

Der Nachtjäger zeigt sich stets da, wo sich Jemand erhängt hat.

Ströbitz.     
21.

Ein Bauernjunge aus Krischow war einst beim Hüten der Kühe eingeschlafen; bei seinem Erwachen war die ganze Heerde spurlos verschwunden. Betrübt ging er nach Hause und erzählte seinem Vater das Unglück, der aber schickte ihn wieder fort und verbot ihm das Haus, wenn er die Heerde nicht wiederbringen werde. Dem Jungen blieb nichts übrig, als seine Kühe zu suchen; er irrte den ganzen Tag vergeblich umher. Als es Nacht wurde, legte er sich im Walde nieder. Da sah er deutlich, wie dort, wo der Wald aufhörte und eine Fichtenschonung begann, der Nachtjäger in einem Wagen über die Wipfel der kleinen Fichten wegfuhr, ohne dass ein Bäumchen dadurch geschädigt wurde. Er bemerkte auch, dass auf dem Wagen rücklings der vormalige Inspector des Gutes, welcher sich erschossen hatte, lag und zwar so, dass er aus dem Wagen heraushing, den Kopf nach unten.

Krischow.