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II.
Der Nachtjäger.

1.

Der Nachtjäger treibt sein Wesen oft des Abends auf der Grenze zwischen Ströbitz und Sylow. Er reitet auf einem schwarzen, feurig-funkelnden Rosse vom Acker her dem Walde zu. Zumeist reitet er nach der Stelle hin, wo die Bäume so dicht stehen, dass man nicht zwischen ihnen hindurch gehen kann. Wenn der Nachtjäger daherkommt, so beugen sich die Bäume nieder, dass er über ihnen hinwegreiten kann. Dann sieht man die Hufe seines Rosses blitzen. Es weichen aber auch die Bäume vor ihm zur Seite, so dass er ungehindert in den Wald reiten kann, in welchem er dann verschwindet.

Ströbitz.     
2.

Eines Nachts ging ein Mann von Sylow nach Ströbitz. Da sah er auf einmal einen Reiter in sausendem Galopp dahergesprengt kommen. Des Reiters Ross war schwarz wie die Nacht, aus den Hufen und aus den Nüstern des Rosses sprühten Feuerfunken. Als der Mann diesen Reiter dahergesprengt kommen sah, erfasste ihn eine solche Angst, dass er vor Furcht kaum zu athmen wagte. Der Reiter aber sprengte an ihm vorüber in den Wald hinein. Er blickte dem Reiter nach: da sah er, wie derselbe in sausendem Galopp über die Wipfel der Bäume, welche sich vor ihm bis zur Erde niederbeugten, dahinstürmte. Sobald aber der Reiter über die Gipfel der Bäume dahin geritten war, richteten diese sich wieder empor. Als der Reiter verschwunden war, kam der Mann wieder zu sich. Er wollte in den Wald hinein, dem