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muss man sie mit den Füssen voran hinaustragen. Geschieht das nicht, so sieht sich der Todte in dem Augenblick, in welchem man ihn hinausträgt, nach Jemand in der Familie um, welcher ihm dann bald darauf in das Grab folgt.

35. In dem Augenblick, in welchem ein Todter aus dem Hause getragen wird, muss das Vieh gefüttert werden. Geschieht das nicht, so stirbt bald das eine oder andere Stück.

36. Ist eine Leiche im Hause, so muss man alle Thüren schliessen. Geschieht das nicht, so hat man bald eine zweite Leiche im Hause.

37. Trägt man eine Leiche aus dem Hause, so muss man die Stühle oder Bänke, auf welchen dieselbe gestanden hat, umwenden. Thut man das nicht, so stirbt Derjenige bald, welcher sich darauf setzt.

38. Wenn aus dem Hause eine Leiche getragen wird und man schliesst hinter den Leichenträgern nicht die Thür, so folgt der ersten bald eine zweite Leiche.

39. Wenn man einen Todten in ein Haus trägt, so sterben alle Bewohner des Hauses in kurzer Zeit.

40. Wenn Vater und Mutter gestorben sind und die Kinder reden von ihnen, so wachen sie auf und schwirren um die Kirche herum.

41. Wenn Jemand gestorben ist, so muss man des Abends in der Stube, in welcher er sich aufzuhalten pflegte, Waschwasser und ein brennendes Licht aufstellen. Der Todte pflegt nämlich noch einmal in der Nacht zu kommen und sich in seinem Zimmer, wenn er Wasser findet, zu waschen.

42. Wenn der Vater oder die Mutter gestorben sind, dann muss man in der Stube eine Schüssel mit Wasser aufstellen. Alsdann kommt der Todte in der Nacht, wäscht sich und küsst die Kinder. Ist das geschehen, so geht der Todte ruhig wieder fort. Am andern Morgen haben die Kinder alsdann von dem Kuss einen roth-braunen Fleck auf der Backe.

43. Wenn unter dem Hause ein Leichnam vergraben ist, so bringt derselbe den Bewohnern des Hauses Glück.

44. Wenn man einen Todten etwas Lügenhaftes nachsagt, so kommt der Todte in der Nacht und peinigt den Lügner.

45. Wenn eine Wöchnerin stirbt und ihr Kind wird