16. Wenn die Pathen etwas bei der Taufe versehen, so wird das Kind später mondsüchtig.
17. Wenn Kinder unter einem Jahr von einem Fisch essen, so bleiben sie stumm.
18. Wenn ein Kindermädchen mit dem Kinde auf dem Arm rückwärts geht, bevor dasselbe laufen kann, so lernt das Kind sehr schwer gehen.
19. Wenn man eine leere Wiege in Bewegung setzt, so stirbt das zuletzt geborene Kind der betreffenden Familie.
20. Wenn man eine Wiege in Bewegung setzt, das Kind aber liegt nicht in derselben, so stirbt das Kind bald.
21. Wenn zwei Personen zu gleicher Zeit ein Kind wiegen, so stirbt dasselbe bald darauf.
1. Wenn ein junger Mann die Treppe hinauffällt, so heirathet er eine Wittwe.
2. Wenn ein junges Mädchen des Mittags an der Tischecke sitzt, so heirathet es erst nach sieben Jahren.
3. Wenn ein Mädchen träumt, es wird im weissen Kleide getraut, so stirbt dasselbe bald.
4. Wenn in einem Jahre zwei Schwestern Hochzeit haben, so giebt es in der einen Ehe bald ein Unglück.
5. Wenn eine Braut sich an den Wagen stösst, in welchem sie zur Trauung fährt, oder in welchem sie von der Trauung heimfährt, so wird sie wahnsinnig.
6. Begegnet einem Brautpaare, welches zur Kirche fährt, ein Leichenzug, so stirbt bald darauf der junge Mann oder die junge Frau. Begegnen den Brautleuten zwei Leichenzüge, so sterben bald darauf Mann und Frau.
7. Wenn man seiner zukünftigen Frau im Zanken überlegen sein will, so muss man, wenn man zur Trauung geht, ein scharfes Messer bei sich tragen.
8. Wenn eine Braut heimlich einen Zweig mit zur Trauung nimmt und denselben in dem Augenblick zerbricht, in welchem sie dem Bräutigam die Hand geben muss, so hat später der Mann keine Macht über sie.
Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Veckenstedt_-_Wendische_Sagen,_M%C3%A4rchen_und_abergl%C3%A4ubische_Gebr%C3%A4uche.pdf/467&oldid=- (Version vom 17.10.2016)
