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Töchtern, sie sollten Trauerkleider anlegen, denn sie müsse ihrem Vater folgen. Kurze Zeit darauf war sie verschwunden.

Fehrow.     





20.

Wenn man ein ungetauftes Kind in einem Zimmer allein lässt, ohne ihm ein Gesangbuch unter das Kopfkissen zu legen, so verwandelt sich das Kind in einen Drachen.

bei Forst.     
21.

Wer einen Drachen haben will, der muss am ersten April mit einem schwarzen Hahn in einen Stall gehen und das Thier dort niedersetzen. Darauf muss er rückwärts den Stall verlassen und dann die Thür verschliessen. Hat er das gethan, so findet er am nächsten Morgen im Stall einen Drachen.

Sandow.     
22.

Der Drache vermag sich bei Tage in jedes beliebige Thier zu verwandeln, bei Nacht aber erscheint er in Gestalt einer Feuerkugel. Finden kann man einen Drachen um Mitternacht auf einem Kreuzwege. Wenn der Finder ihn dann mit nach Hause nimmt und um Mitternacht mit Hirsebrei füttert, so lässt er jede Stunde ein Goldstück fallen.

Sandow.     
23.

Der Drache kehrt gern bei ärmeren Leuten ein. Wenn ihn diese gut mit Reis, Hirse und Grütze pflegen, so lässt er dafür Gold, Silber und Geschmeide, sowie eine grosse Menge von Edelsteinen zurück. So hat er auch einem armen Bauer in Pritzen seinen Reichthum gebracht. Bei diesem Bauer pflegte er auf der Treppe zu liegen.

Pritzen.     
24.

In den Dörfern, welche von Forst aus nach Mitternacht liegen, ist oft ein Drache gesehen worden. So erzählt ein Bauer aus Bohrau, dass er einst als Kind des Abends bei sternenhellem Himmel eine grosse, feurige Kugel gesehen